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Biodiversität
Dr. Christine Dieckhoff, Verena Griffel
Maßgeschneiderte Blühmischungen im Kohlanbau
Die Einsaat von Blühmischungen in Agrarlandschaften stellt einen wichtigen Beitrag zur Förderung
der Biodiversität dar. Das zusätzliche Blütenangebot bietet Nahrungsquellen sowie Rückzugs- und
Bruträume für viele Arthropoden und Feldvögel. Spezielle oder maßgeschneiderte Blühmischungen
haben das Ziel, kulturspezifisch Nützlinge anzulocken und gleichzeitig unattraktiv für Schadinsekten
zu sein. Seit 2020 werden am LTZ Augustenberg spezielle Blühmischungen im Feldgemüseanbau un-
tersucht, um Wissens- und Erfahrungslücken zu schließen.
as Biodiversitätsstärkungsgesetz mit Än- lingsbekämpfung hinsichtlich eines effektiven Bilder 1, 2 und 3:
Dderungen im Naturschutzgesetz in Ba- Pflanzenschutzes gefragt. Die beiden speziellen Blühmi-
schungen in 2021
den-Württemberg (NatSchG) und des Land- Links: Hannover Mischung.
wirtschafts- und Landeskulturgesetzes (LLG) Die Förderung natürlich vorkommender Mitte: Mischung Nützlinge
sieht u.a. seit 01. Januar 2022 ein Verbot des Nützlinge in Kulturlandschaften ist hierbei (Kohlanbau).
Rechts: Spätkohl; (Bilder: Verena
Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln in Na- ein wichtiger Baustein, um Schadorganismen Griffel/LTZ)
turschutzgebieten (§ 34 Abs. 1 NatSchG) vor. unterhalb einer wirtschaftlichen Schad-
Und gemäß § 17 b LLG ist der Einsatz che- schwelle zu halten. Es wird dabei stark auf
misch-synthetischer Pflanzenschutzmittel Selbstregulierungsmöglichkeiten der Ökosys-
(PSM) bis 2030 landesweit um 40–50 % zu teme gesetzt und ökologische Prozesse und
reduzieren. Die Landwirtschaft steht damit Systemdienstleistungen gezielt gefördert.
vor der Herausforderung, Wirtschaftlichkeit Durch Schaffung von Rand- und Saumstruk-
und Nachhaltigkeit zu vereinen vor dem Hin- turen, dem Erhalt naturschutzrelevanter Flä-
tergrund des Verlustes von Pflanzenschutz- chen sowie dem Anlegen von Blühstreifen
mittelzulassungen und steigendem Schad- können Nahrungsangebote in Form von
druck. In gartenbaulichen Kulturen sowie im Nektar oder Pollen sowie Fortpflanzungs-,
Acker- und Obstbau sind damit alternative Rückzugs- und Überwinterungshabitate ge-
und ergänzende Maßnahmen in der Schäd- schaffen werden. In Baden-Württemberg
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Landinfo 3/2022
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